Kumite – Vorteile des Kämpfens

Kumite – Vorteile des Kämpfens

Für angehende Karateschüler*innen kann der erste Kampf sicherlich ein wenig beängstigend sein, vor allem nachdem sie mindestens ein Jahr, teilweise sogar länger, nur in die Luft oder gegen Schaumstoffpolster geschlagen haben, die bekanntermaßen nicht zum Gegenangriff ausholen. Und genau das – nämlich selbst geschlagen zu werden – macht den meisten Trainierenden Angst. Heutzutage florieren Fitnessstudios für Mixed Martial Arts, UFC-Kämpfe sind so beliebt, dass sie mehrmals die Woche stattfinden, und viele, die eigentlich vom Karatetraining profitieren würden, sind womöglich von der Vorstellung abgeschreckt, oberkörperfrei, ohne Schuhe und nur mit Handschuhen nach heutiger Kampfsportkultur auf der Matte zu kämpfen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Personen mit der richtigen Veranlagung durchaus davon profitieren können. Allerdings geht es beim Kyokushin Karate um Inklusion, sodass jede*r Schüler*in aus Kumite, dem kontrollierten Sparring, Nutzen ziehen kann, unabhängig von körperlichen Fähigkeiten, Größe oder Geschlecht.

Das Kämpfen ist in vielerlei Hinsicht der ultimative Test für die Fähigkeiten, die wir im Training entwickeln. Von Kihon (Grundlagen) über Kata (Formen) bis hin zu Tameshiwari (Brechen), der Geist, die Technik und die Kraft, die wir in anderen Aspekten des Karate aufbauen und fördern, werden vereint, um unsere Kampffähigkeiten und unsere Selbstverteidigung zu verbessern. Mit Kumite kann man diese Fähigkeiten hervorragend testen, denn jeder – von Kindern bis hin zu Erwachsenen, Männer wie Frauen – kann sich in einer kontrollierten Umgebung messen, in der man Vertrauen aufbaut und sich körperlich weiterbildet.

Viele machen während des Kämpfens die Erfahrung, dass man nicht von seinem*seiner Gegner*in besiegt wird, sondern von der eigenen Lunge. Kumite ist ein hervorragender Weg, die aerobe Kapazität zu erweitern. Selbst in einem kontaktlosen Sparringkampf, den wir oft üben, um die Kontrolle und das Bewusstsein für unsere Techniken zu entwickeln, können die Schüler*innen durch die ständige Bewegung außer Atem kommen. Nach mehreren Sitzungen verbessert sich unsere Ausdauer dramatisch. Außerdem können die Beweglichkeit und die entsprechenden Fähigkeiten, die wir im Kumite entwickeln, in keiner anderen Übung nachgeahmt werden. Obwohl wir im Training unsere Koordination gut aufschlüsseln können, kann sie für den Kampf nur verbessert werden, indem wir uns richtig vorbereiten und messen. Nur im Kampf wird uns wirklich gezeigt, welche Karate-Fähigkeiten uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, denn nur dann kommen die im Training erlernten Fähigkeiten in sekundenschnellen Reaktionen und subtilen Änderungen der Strategie zum Vorschein.

Und obwohl wir auf eine sichere Art und Weise ohne jegliche Feindseligkeiten trainieren, gehören die Momente, in denen wir im Kampf getroffen werden, dazu, damit wir ein Feedback über unsere Selbstverteidigungsfähigkeit erhalten. Unsere Blocks werden schneller und unser Bewusstsein für die Reichweite des Gegners wird geschärft. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass unsere Entschlossenheit und Konzentrationsfähigkeit getestet werden. Nichts bringt einen mehr aus der Fassung, als von einem*einer Gegner*in angerempelt zu werden, doch im Karate gehören Achtsamkeit, Selbstbeherrschung und Durchhaltevermögen zu den wichtigsten Fähigkeiten. Wenn man getroffen wird und wütend oder aufgebracht reagiert, wird man unberechenbar und alles Gelernte ist wahrscheinlich schnell vergessen. Stattdessen können wir uns im Karate und Kumite allmählich gegen solche Reaktionen konditionieren, wodurch wiederum unsere Fähigkeit verbessert wird, mit allen anderen täglichen Ablenkungen umzugehen.

Osu!

Senpai Juan

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